Die Tradition der Martinsfeiern in Rheinfeld
Die Tradition der Martinszüge wird auch in Rheinfeld gepflegt. Kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges begannen die Umzüge zum Gedenken an den heiligen Martin wieder.
Die Züge gehen meistens in der Zeit zwischen dem 9. und dem 12. November durch Rheinfeld. Der Martinszug wurde immer schon von der Grundschule und deren Elternvertretern organisiert. Der Dorfschullehrer Hein hat in der Schulchronik festgehalten wie die Züge in der Zeit der Not, unmittelbar nach dem Krieg, wieder ausgerichtet wurden. Man erkennt an der Art und Zahl der Gaben für die Kinder, wie sich im Laufe der Zeit die wirtschaftliche Lage besserte. Während 1946 noch Weckmänner und Brot verteilt wurden, so sind bereits einige Jahre später neben den traditionellen Weckmännern Süßigkeiten und Obst die Hauptgabe. Die Tatsache, dass in den ersten Jahren die Gaben nicht nur an Schulkinder, sondern auch an alte und bedürftige Menschen aus Rheinfeld gegeben wurden, zeigt die Notlage der Bevölkerung auf, die sich über solche Geschenke freute. (nach Eduard Breimann, Geschichte und Geschichtliches, Dormagen 1994, S. 400)
Eine lustige Martinsgeschichte
Eine besonders lustige Martinsgeschichte ereignete sich im Jahr 1955:
Auch in diesem Jahr sollte, wie in vielen Jahren zuvor, der Rheinfelder St. Martin von der Familie Grandrath gestellt werden. Und wie üblich sollte und wollte das Theo Grandrath von der Kölner Straße übernehmen. So war es zugesagt und abgesprochen. Am Tage vor St. Martin, am 11. November, trat im Betrieb des Theo Grandrath eine Betriebsstörung auf. Damit fiel er für die nächsten Tage vollständig aus, denn der Betrieb hatte Vorrang.
Nun wurde Josef Grandrath gefragt, ob er denn am nächsten Tag als St. Martin durchs Dorf reiten würde. Aber da biss man auf Granit; er wollte und konnte nicht.
Dann musste halt der Vater von Josef Grandrath, Gerhard Grandrath, den Dienst übernehmen. Doch beim Anblick des Martinsrosses überkam ihn die große Angst. Nein, das ging nicht. Er verzichtete auf die große Ehre.
Nun war guter Rat teuer. Entweder gab man das Amt zurück und riskierte dabei, dass ein anderer Rheinfelder ab sofort der Rheinfelder Martin wurde, oder man fand ein anderes Familienmitglied. Und da stand plötzlich Herbert im Blickpunkt. Nach kritischer Diskussion über Statur und Mut des 13jährigen Volksschülers kam man zur Ansicht, dass es durchaus gehen könne, denn das Martinskostüm, der weiße Bart und die Bischofsmütze wirkten vorzüglich als Maske. So wurde Herbert probeweise in das Kostüm gesteckt und die Familie beschloss einstimmig: „Passt!“.